“1845 kamen die ersten deutschen Missionare zu meinem Volk. Aber ihr Dienst war ermüdend und frustrierend. In fünf langen Jahren gab es keinen, der sich für das Evangelium interessierte. Die erschöpften Missionare baten Goßner in Berlin darum, heimkehren zu dürfen. Aber er verweigerte ihnen die Erlaubnis. Eines Tages erschienen vier Männer bei ihnen. Sie waren offen für den christlichen Glauben, aber sie hatten eine Forderung: „Ihr sagt uns immer: Jesus lebt! Wenn er wirklich lebt, dann wollen wir ihn sehen!“ Die Missionare unterwiesen sie im Evangelium, sie predigten ihnen, aber das war den Gottsuchern nicht genug: „Zeigt uns Jesus!“ Schließlich waren sie so verärgert, dass sie den Missionaren erklärten: „Wir kommen nicht mehr zu euch!“ Die verzweifelten Missionare luden sie ein, wenigstens noch gemeinsam zu beten – und da geschah es! Es lässt sich nicht erklären – aber nach dem Gebet waren die Männer begeistert, wollten vor Freude in die Luft springen: Sie alle hatten eine Vision von Jesus gehabt. Von diesem Tag an breitete sich das Evangelium bei uns aus“, so berichtete Pastor Dr. Jhakmak Neeraj Ekka in seiner Predigt am 19. Oktober 2019 in der evangelisch-lutherischen Gnadenkirche in Wiesentheid. Pfarrer Martin Fromm hatte Pastor Dr. Ekka, der sich für eine Woche in Deutschland aufhält, in seine Gemeinde eingeladen. Dr. Ekka besucht in Deutschland die Zentrale der Goßnermission, deren Missionare die Jesus-Botschaft zu seinen indischen Vorfahren gebracht haben. Benannt ist das Werk nach seinem Gründer Johannes Evangelista Goßner (1773-1858). Dr. Ekka, der zwischen den USA und Indien pendelt, hat gemeinsam mit seiner Frau in Indien ein theologisches Seminar aufgebaut, eine Arbeit mit verwaisten und misshandelten Kindern gestartet und plant für die Zukunft, eine diakonische Hilfe für Alkoholabhängige einzurichten. Intensiv entfalten sich Leben und Glauben in seiner Kirche, die schon seit 100 Jahren von Deutschland unabhängig ist – obwohl der Druck auf Christen unter der nationalistischen Hindu-Regierung groß ist. Den gut besuchten Gottesdienst, der musikalisch durch den Posaunenchor Rüdenhausen gestaltet wurde, wurde von Pastor Dr. Ekka, Pfarrer Martin Fromm und dem Vorsitzenden der Kirchlichen Sammlung um Bibel und Bekenntnis, Prädikant Andreas Späth, gemeinsam zelebriert. Die Gemeinde erlebte die Gemeinschaft der Christen über alle Grenzen hinweg als bestärkend – mag auch die Kirche in Europa derzeit einen Bedeutungsrückgang erleben, auf anderen Kontinenten breitet sich das Evangelium von Jesus Christus rasant aus. Eine Gottesdienstteilnehmerin erklärte hinterher: „Man spürt diesem Prediger die Liebe zu Jesus ab.”