Wahrheit und Gnade aus Offenbarung und Vernunft – Zu einer unverzichtbaren Konstellation

Auf den ersten Blick und vom heutigen Zeitgeist aus gedacht, scheint zwischen Wahrheit und Liebe eine gravierende Differenz zu bestehen. Die Wahrheit hätte demnach den Part der strikten, verabsolutierenden Aussagen der Dogmata und ethischen Forderungen zu erfüllen. Sie wäre auch in dieser Welt zu sanktionieren, bis zu Lehrzuchtverfahren, die freilich heute ausbleiben. Eine solche unbedingte Wahrheit wird dann oftmals gerade mit Gnadenlosigkeit gleichgesetzt.

Eine Liebe, die auch die Sünde rechtfertigen möchte, verfehlt das Wesen der Liebe. Sie verfehlt die Möglichkeit der Umkehr, die im christlichen Verständnis der Liebe wesentlich mit angenommen wird. Für sie gilt das Diktum Bonhoeffers von der „billigen Gnade“, die mit der Selbstopferung des ewigen Gottes keinesfalls verwechselt werden kann.[1]

Diese Trennung ist aber nur scheinbar überzeugend. Muss nicht gerade darin, dass Liebe umfassend ist, dass sie die Grenze zwischen Schöpfung und Geschöpf dem ewigen Gott und dem endlichen Menschen überwindet und dass sie alles hofft (1 Kor. 13,7), alles duldet, mit der ebenfalls umfassenden Wahrheit verschränkt sein?

[1] D.Bonhoeffer, Werke Band 4, Nachfolge.

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von Prof. Harald Seubert

Themen: Wahrheit;
Medientyp:Text;

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