Nachfolge lernen mit D. Bonhoeffer

„Nachfolge Christi – was das ist, möchte ich wissen – es ist nicht erschöpft in unserem Begriff des Glaubens“, schrieb Dietrich Bonhoeffer am 28. April 1934 aus dem Londoner Pfarramt an seinen Schweizer Freund Erwin Sutz. Und es klingt fast resigniert, wenn er fortfährt: „Wie lange ich Pfarrer und in dieser Kirche bleibe, weiß ich nicht. Vielleicht nicht mehr lange. Ich möchte im Winter nach Indien.“[1] Er hatte nämlich vor, Mahatma Gandhi zu besuchen. – An seinen Freund aus der Berliner Studienzeit, Helmut Rößler, nun Gemeindepfarrer, hatte er schon 1931 geschrieben: „Die Unsichtbarkeit macht uns kaputt. Wenn wir es nicht in unserem persönlichen Leben sehen können, dass Christus da war, dann wollen wir’s wenigstens in Indien sehen…“[2]

Diese beiden Zitate mögen eingangs genügen, um zu zeigen, um was es nach Bonhoeffer in der Christusnachfolge geht: Es geht um den sichtbaren Glaubensgehorsam in der konkreten Situation. Mit Bonhoeffers „Wendung vom Theologen zum Christen“[3], wie Eberhard Bethge sie nennt, etwa im Jahr 1932, war das Thema „Nachfolge“ bei Bonhoeffer in den Vordergrund gerückt. Es entfaltete sich dann vollends im Kampf der Bekennenden Kirche. Der Indienplan trat im Kirchenkampf mehr und mehr zurück. Doch Gandhi blieb eine Herausforderung. Hatte der, obwohl kein Christ, nicht Ernst gemacht mit seiner Überzeugung und alle Konsequenzen einschließlich persönlicher Nachteile und gar Verfolgung auf sich genommen? Um solch mutiges Handeln geht’s!

[1] Ebd.

[2] DBW 11: Ökumene, Universität, Pfarramt 1931-1932, Gütersloh 1994, S. 33;  GS I, S. 61.

[3] Eberhard Bethge, Dietrich Bonhoeffer. Theologe, Christ, Zeitgenosse. Eine Biographie, München 1967, S. 246. (9. Aufl. Gütersloh 2005).

Nachfolge lernen mit D. Bonhoeffer

von Prof. Dr. Dr. Rainer Mayer

Themen: Bekenntnis; Nachfolge;
Medientyp:Text;

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