Lieber Herr Frank, liebe Redaktion,
ich protestiere entschieden gegen das Interview mit Silvia Gross, das
zentrale Fakten unterschlägt, die man wissen muss, um das Engagement von
Frau Gross richtig einzuschätzen.
- Im Kontext des evangelischen Sonntagsblattes ist erwartbar, dass eine „Theologin“, deren Konfessionszugehörigkeit nicht genannt wird, evangelisch ist. Das ist Frau Gross nicht: sie ist Alt-Katholikin. Sie hat keinerlei geistlich-repräsentative Funktion für und in unserer Kirche.
- Frau Gross verwendet das Etikett: „Christinnen und Christen gegen Rechts“ unlauter, denn Frau Gross ist nicht einfach eine besorgte Christin, sie ist Parteipolitikerin: nämlich Regensburger SPD-Fraktionsgeschäftsführerin.
- Frau Gross bezieht sich ausdrücklich auf die Befreiungstheologie. Die Befreiungstheologie stellt eine Vermischung von Christentum und Marxismus dar, was jede politisch bürgerliche Position von Christen in den Kontext des Rechtsextremismus oder Rechtsradikalismus rückt.
- Frau Gross kennt das katholische Kirchenrecht nicht (warum sollte sie das auch, sie ist ja keine Katholikin). Bischof Voderholzer „torpediert“ seine Kirche nicht – er leitet sein Bistum. Der Leiter des katholischen Büros, Prälat Dr. Karl Jüsten, soll die deutsche katholische Kirche, also die deutschen Bistümer und damit die DBK, bei der Bundesregierung
vertreten. Dass Prälat Jüsten ohne Absprache mit der DBK beansprucht, die Position der katholischen Kirche in Deutschland zum Zustrombegrenzungsgesetz zur Sprache zu bringen, ist Anmaßung und Überschreitung seines Amtes. Darauf haben die Bischofe Voderholzer und Hanke zu Recht öffentlich und mit klaren Worten reagiert. - Der christliche Glaube ist keine „universelle Menschenrechtsreligion“ (was auch immer das sein mag!), sondern verkündet die Rechtfertigung des Gottlosen allein durch den Glauben an Jesus Christus, der zur Vergebung
unserer Sünden am Kreuz auf Golgatha gestorben und zu unserem Heil auferstanden ist. Ziel des Evangeliums ist ewiges Leben durch und mit Christus in der Herrlichkeit des Vaters. - Darum ist die Kirche offen für Menschen verschiedener Herkunft, Nation, Kultur, Klasse UND politischer Meinung, denn nicht die ethnische, soziale und politische Homogenität der Menschen macht die Kirche aus, sondern der gemeinsame Glaube an Jesus Christus, den Herrn!
Wer eine (in diesem Fall) politische Homogenität der Kirche erzwingen will, macht sie zur Polit-Sekte! - Das Zustrombegrenzungsgesetz zielt auf die Wiederherstellung von Rechtssicherheit. Diese ist staatlicher Kernauftrag (vgl. Röm 13)! Auch wer die Inhalte des Gesetzes nicht teilt, sollte dies anerkennen. Gänzlich inakzeptabel ist es, Menschen, die dem Gesetz zustimmen, den christlichen Glauben abzusprechen (das ist der Fall, wenn „Christinnen
und Christen gegen Rechts“ und damit offensichtlich auch gegen CDU/CSU und FDP sein müssen) oder sie gar mit dem Etikett „Nazi“ zu versehen (vgl. Foto). - Die kirchenlichen Beiträge zur Amtseinführung von Präsident Donald Trump waren – für jeden, der es sehen wollte! – ein Beispiel für die Pluralität des politischen Meinungsspektrums in der Kirche: vgl. den anglikanischen Gottesdienst von Mariann Edgar Budde, die Trump scharf anging. Die diametral entgegengesetzten politischen Meinungsäußerungen
von Lorenzo Sewell in seiner „Segnung“ und Bischöfin Budde in ihrer „Predigt“ sollten vor allem als Appell zur politischen Zurückhaltung von Kirchenvertretern im Amt verstanden werden. Kirchenvertreter haben nicht durch die Absolutsetzung ihrer persönlichen politischen Ansichten zur Polarisierung der Gesellschaft beizutragen, sondern sie haben durch die reine Lehre des Evangeliums zu helfen, sie in Christus zu überwinden.
Das gilt auch für Frau Gross selbst, die den christlichen Glauben ebenfalls „missbraucht“ (siehe Überschrift), um Parteipolitik zu betreiben und politische Konkurrenten zu bekämpfen. - Das Sonntagsblatt hat in den zurückliegenden Jahren immer wieder echten Qualitätsjournalismus geboten und der Frömmigkeitsbreite und Meinungsvielfalt in der evangelischen Kirche Rechnung getragen. Das Interview von Frau Ingenthron mit Frau Gross, das dem Leser sehr wichtige Informationen vorenthielt, und in dem auf kritische Nachfragen
verzichtet wurde, lässt jeglichen Anspruch an gute journalistische Arbeit vermissen!
Mit besten Grüßen und Segenswünschen,
Ihr Martin Fromm